100 Jahre Studierendenwerk Hamburg - Wohnen: Mehr als nur ein Dach über dem Kopf
1922 nimmt die Studentenhilfe das erste Wohnheim, gelegen auf dem Dulsberg in Betrieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg werden für Studierende einige Plätze in der Tesdorfstraße eingerichtet. In den 1960ern steigen die Studierendenzahlen. Eine der Hauptaufgaben des Studierendenwerks ist es, neuen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Neue Wohnformen und Komfort rücken in den Vordergrund.
2022 unterhält das Studierendenwerk 26 Wohnanlagen und bietet rund 4.400 deutschen und internationalen Studierenden und Auszubildenden ein Dach über dem Kopf – zu günstigen, fairen Mieten.
Zeitzeug:innen berichten.
Dein Anker seit 1922 – Support für Studierende
Das Studierendenwerk Hamburg wird 100 Jahre alt! Grund genug, um mit euch ein Jahrhundert Support für Studierende und die Hamburger Hochschullandschaft zu feiern. Freut euch auf ein buntes Jahr 2022 voller Mitmach-Aktionen, Jubiläumsangeboten in unseren Mensen und Cafés und vielen weiteren Highlights.
Auf dieser Seite findet ihr alle Infos rund um unser Jubiläum – vom Programm über Wettbewerbe bis hin zum Blick in die Geschichte des Studierendenwerks.
Details
Geschichte des Studierendenwerks
Eine historische Reise
Von den Anfängen als Selbsthilfeverein in den 1920er Jahren hin zum heute modernen hochschulübergreifenden Dienstleistungsunternehmen – Komm mit auf eine kleine Reise durch spannende und bewegte 100 Jahre Studierendenwerk Hamburg.
Los geht's!
1922 bis 1933
Die „Hamburger Studentenhilfe“ in der Weimarer Republik
Die wirtschaftliche Not aller Studierenden lindern, unter „Ausschluss des Austragens politischer und weltanschaulicher Gegensätze“ – das ist das Ziel des im April 1922 von Professoren, Studierenden und Kaufleuten gegründeten Vereins „Hamburger Studentenhilfe“.
Das heißt zunächst: Wohnraum schaffen und für Verpflegung sorgen. Die Lebenshaltungskosten in Hamburg sind hoch, in den turbulenten Inflationsjahren verschärft sich die Notlage dramatisch. Ein kontinuierliches Unterstützungsangebot für Studierende ist daher dringend erforderlich. Dieses wird im Laufe der Zeit sehr vielfältig: Es reicht von der Arbeitsvermittlung über den Verkauf gebrauchter Bücher bis hin zur Vergabe von Darlehen.
1926 wird ein hauptamtlicher Geschäftsführer angestellt, gegen Ende der 20er Jahre arbeiten durchschnittlich ca. 60 festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Verein. Die Studentenhilfe entwickelt sich zu einer unverzichtbaren Institution.
1933 bis 1945
Das Studentenwerk unterm Hakenkreuz
Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten entfernt sich die Studentenhilfe Hamburg schnell von ihren Grundprinzipien. Der Verein verliert nicht nur seinen ursprünglichen Namen, sondern auch seine Unabhängigkeit. Das neue Studentenwerk wird Teil des NS-Staats.
Die pluralistischen Werte werden durch den Idealtypus des männlichen, „arischen“ und in der nationalsozialistischen Weltanschauung gefestigten Studenten ersetzt. Dementsprechend werden die Hilfeleistungen gelenkt, bei der Vergabe von Stipendien etwa tritt das Kriterium der Bedürftigkeit zunehmend in den Hintergrund.
Die Universität wird vollends nationalsozialistisch geprägt: Ein Fünftel der Professoren wird entlassen, alle kommunistischen, sozialdemokratischen und pazifistischen Studierendenverbände werden verboten. Im Zweiten Weltkrieg wird Hamburg im Sommer 1943 als eine der ersten deutschen Großstädte Ziel von großflächigen Bombenangriffen. Der Alltag an der Universität kommt immer mehr zum Erliegen.
1945 bis 1960
Neugründung und Wiederaufbau
Am 6. November 1945 wird die Hamburger Universität wiedereröffnet. Die Studierenden stehen vor existenziellen Herausforderungen. Es mangelt ihnen oft am Notwendigsten: Kleidung, Lebensmittel, Unterkünfte. In dieser Situation ist eine Unterstützungsorganisation für die Studierenden dringend nötig.
Die Studentenhilfe wird von engagierten Universitätsmitgliedern wieder ins Leben gerufen. Bereits bis Dezember 1945 werden sechs Abteilungen eingerichtet: Studienförderung, Mensa, Krankenversorgung und Unfallversicherung, Bücherei, Arbeits- und Zimmervermittlung sowie eine Beratungsstelle. Oberste Priorität haben Wohnraum und Studentenspeisung.
Der Wiederaufbau wird sich einige Jahre hinziehen, doch mit der Währungsreform stabilisiert sich die Lage. Eine Studienbeihilfe wird eingeführt und es entstehen mehr studentische Arbeitsplätze. Mit dem Aufschwung organisiert sich die Studentenhilfe neu und plant wieder langfristig.
1960 bis 1980
Studentenbewegung und Ausbauphase
In den 50ern beginnt eine Entwicklung, die ab den 60ern Fahrt aufnimmt: Immer mehr junge Menschen strömen an die Universitäten. Der Zugang zu akademischer Bildung wird einfacher – vor allem für Frauen, aber auch für „Arbeiterkinder“. Die große Anzahl der Studierenden stellt das Studentenwerk vor hohe Herausforderungen. Mehr Mensa- und Wohnheimplätze werden nötig.
Doch nicht nur das: Die Nachkriegsgeneration bringt neue Ideen und eine Menge kritischer Fragen mit. Die „68er-Bewegung“ erfasst die Bundesrepublik und auch die Universität Hamburg. Die Studierenden fordern u. a. mehr Mitspracherechte an den Universitäten. Neue Konzepte für die Selbstverwaltung der Universitäten müssen Hand in Hand gehen mit zeitgemäßen Ideen für Unterbringung, Versorgung und Finanzierung der neuen Studierendengeneration.
1980 bis 2000
Auf dem Weg zum modernen Dienstleister
Das Studentenwerk, einst gestartet als studentischer Selbsthilfe-Verein, entwickelt sich bis Ende der 90er Jahre zu einem eigenständigen Dienstleistungsunternehmen. Seine Angebote sollen den unterschiedlichen Lebensmodellen der Studierenden gerecht werden. Der Dienst am Kunden, den Studierenden, steht im Mittelpunkt des Handelns.
Wechselnde politische Rahmenbedingungen und sich verändernde Bedürfnisse der Studierenden verlangen dabei Anpassungsvermögen in allen Service-Bereichen. Die sozialen Unterstützungsangebote werden ausgebaut und in den Mensen wird das Angebot vielfältiger.
Zum 75-jährigen Jubiläum im Jahr 1997 werden 450 Mitarbeitende beschäftigt, die für rund 62.000 Studierende an sechs Hochschulen in Hamburg tätig sind.
2000 bis 2021
Internationalisierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit
Das neue Jahrtausend beginnt für das Studierendenwerk mit harten Sparmaßnahmen aufgrund von Kürzungen des städtischen Zuschusses und der Anforderung, wettbewerbsfähig zu werden.
Die hohen Qualitätsansprüche des Studierendenwerks werden gleichwohl aufrechterhalten und zukunftsweisende Investitionen getätigt – etwa in den Ausbau der bestehenden und den Aufbau neuer Mensen und Cafés. An das veränderte Konsumverhalten der Studierenden passt sich das Studierendenwerk an und macht mit modernen Konzepten auf sich aufmerksam. Strukturelle Veränderungen der Organisation des Studierendenwerks garantieren dessen Wettbewerbsfähigkeit und erhöhen seine Flexibilität. Diese sind enorm. In den 00er und 10er Jahren lautet die Devise: internationaler, digitaler und nachhaltiger werden. Die erweiterten Angebote richten sich an eine vielfältige Studierendenschaft und berücksichtigen ganz unterschiedliche Bedürfnisse.
In der Corona-Pandemie setzt das Studierendenwerk seine ganze Erfahrung ein, um schnelle, unkomplizierte Lösungen zu finden.
2022
Das Studierendenwerk Hamburg feiert sein 100-jähriges Jubiläum.
Als moderner Dienstleister ist es heute für 73.000 Studierende und 7 Hochschulen zuständig.
Mit zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung in "arm und reich" aber auch Diversifizierung, kommt unserem Leitgedanken, junge Menschen dabei zu unterstützen ihren Bildungs- und Lebensweg gehen zu können, eine wachsende Bedeutung zu.
– Jürgen Allemeyer, Geschäftsführer Studierendenwerk Hamburg seit 2007